Es waren einmal in der Arminia…

 … zwei Bundesbrüder, die außer ihrer Vorliebe für Asien auch die Leidenschaft zur asiatischen Kampfkunst verband. Bei meinem lieben Bundes- und Zipfelbuder Dan war dies sogar kneipnamen-gebend („Dan“ ist der Meistergrad in Martial Arts); hingegen bei mir, dem BB Rille, nicht auf den ersten Blick erkennbar. Und so trug es sich zu, dass ich anlässlich des Eintreffens eines hervorragenden Sake aus Japan („Reiswein“, ein japanisches alkoholhaltiges Getränk, welches eigentlich unserem Bier ähnlicher ist und aus Reis gewonnen wird) meinen lieben Bundesbruder und Bruder im Geiste anrief und zur Verkostung einlud.

Natürlich kam Dan nicht mit leeren Händen, sondern hatte für alle Fälle noch eine Flasche Mekhong (ein hochprozentiges Getränk, wird oft als „thailändischer Whisky“ bezeichnet) mitgebracht. Nein, man weiß nicht so genau, woraus Mekhong gemacht wird, aber man sollte ihn nicht länger als zwei Tage hintereinander genießen, danach trübt sich die optische Wahrnehmung merklich. Mekhong wird gerne als Longdrink mit Lipovitan gemischt (ein japanischer Energy-Drink, welcher aufgrund seines hohen Taurin-Gehaltes in Europa nicht verkauft werden darf). Nach dem Genuss mehrerer Gläser dieser Mischung fühlt man sich knapp zwei Tage etwa wie eine große Dampflok auf Extasy, danach ist der Dampf alle und es kommt der Absturz. Der Genießer (oder Sparfuchs) trinkt den Mekhong natürlich pur. 

 Am frühen Nachmittag traf mein Bundesbruder Dan in bester Laune bei mir ein und wir stiegen dann die beiden Treppen hoch in den zweiten Stock, in dem sich ein Tatami-Raum (ein Übungsraum, etwa 30 jo) über das Dachgeschoss erstreckt. Gemäß der Jahreszeit war der Sake vorgewärmt und im Gespräch über dies und jenes verflogen die Stunden im Nu, genauso wie sich der Sakekrug mehrmals leerte. In weiser Voraussicht hatte mein lieber Bundesbruder Dan ja noch den Mekhong mitgebracht, der in durchaus fortgeschrittener und heiterer Stimmung genossen wurde. Wie fast unvermeidlich, landeten wir natürlich auch beim Thema Kampfkunst, wobei mein lieber Bundesbruder Dan als Mann der Faust und des Fußtritts (Karate) gelten darf, während ich mich vorwiegend in der japanischen Schwertkunst (Bushido) ertüchtige. Da im Tatamiraum stets Shinai (Bambus-Übungsstock) und Boken (Holz-Übungsschwert) bereit stehen, verlagerte sich unser Gespräch nach weiterem Mekhong-Genuss eher so „in die Praxis“. 

Rechts neben dem Geländer zwei Shinai, auf dem Regalboden 2ter von unten Sake-Krug und -Schalen, auf der kleinen Truhe auf dem Schwert-Ständer die zwei Boken 

Gesenkten Hauptes muss ich leider eingestehen, dass zu fortgeschrittener Stunde die taktischen Gedanken bei mir nicht mehr ganz so präsent waren wie die zuletzt studierte Technik. So begab es sich, dass ich BB Dan eine Beidhand-Technik zeigte, die sich dadurch auszeichnet, dass man in jeder Hand eine Waffe führt. Zur korrekten Übung stellte ich ihm auch mein Boken für die zweite Hand zur Verfügung. Was ich dabei nicht mehr bedacht hatte, war: BB Dan verfügte nun für die Übung über beide Boken und ich – über keines mehr. Was unvermeidlich war, passierte natürlich auch. BB Dan startete unmittelbar, nachdem er sich dieses Umstands ebenfalls bewusst geworden war, einen wirklich gut geführten Beidhand-Angriff und ich musste „improvisieren“. 

Nun sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass wenn zwei (meistens) erwachsene Männer im dafür geeigneten Dachgeschoss auf ca. 50qm mit Hartholz-Übungsstöcken aufeinander losgehen, dies nicht gänzlich geräuschlos passiert. Und da sich im Erdgeschoss meine mich liebende Ehefrau Irene befand, machte diese sich nach den unüberhörbaren Kampfgeräuschen und den damit verbundenen Kampf-Schreien so ganz leichte Sorgen, was da wohl zwei Stock höher gerade so passieren würde … 

Ich darf die Spannung auflösen: nichts Schlimmes! Trotz Alkoholgenuss waren die hilfreichen Reflexe noch bei beiden Bundesbrüdern fast vollständig vorhanden und ein nicht zu vernachlässigender, glücklicher Umstand kam uns zu Hilfe. Während BB Dan sich als Meister der Faust das erste Mal in einer neuen Beidhand-Technik mit zwei Boken übte, war ich als Schwertkämpfer im Kampf ohne Waffe ebenfalls nicht sonderlich gut aufgestellt. Will heißen, er tat sich mit den beiden Schwertern etwa so schwer wie ich ohne eines. So hatten wir beide einen handfesten Nachteil und bis auf ein paar blaue Flecken war überhaupt nichts passiert, fast nichts: der Mehkong war alle! 

Wobei, als wir dann, beide etwas angeschlagen, aber unverletzt auf der Suche nach optionalen Getränken im Erdgeschoss auftauchten, war meine liebe Gattin schon so ein bisserl erleichtert, gell! 

Und ja, meine mich liebende Gattin und ich hatten, nachdem mein hochgeschätzter Bundesbruder Dan uns am nächsten Tage wieder verlassen hatte, noch so ein kleines Gespräch, mit dem ich Euch an dieser Stelle jedoch nicht langweilen möchte… 

Auf alle Fälle werde ich diesen höchstvergnüglichen Nachmittag mit meinem lieben Bundesbruder Dan stets in allerbester Erinnerung behalten und hoffe darauf, dass wir Euch mit dieser kleinen Geschichte vielleicht auch ein wenig zum Schmunzeln bringen konnten. 

Erinnerung von BB Rille