„Recyclinglüge: Was passiert mit unserem Müll wirklich?“ 

Bericht Burschungsvortrag

Am 26.05.2023 war es wieder so weit: vier unserer Füxe wollten in den Burschenstand erhoben werden und hielten im großen Saal unseres schönen Arminenhauses ihren Burschungsvortrag.

Um die Corona für die beiden anstehenden Vorträge zu stärken, bereiteten Cardio, Shuffle, Coffeina und Birdie leckere vegetarische Tortellini zu.

Anschließend folgte der erste Burschungsvortrag von Cardio und Shuffle zum Thema „Jugendkriminalität“. Nach einem gelungenen Vortrag mit Diskussions- und Feedbackrunde und einem süßen Nachtisch zur Stärkung der Konzentration und Aufmerksamkeit waren nun auch Birdie und Coffeina mit ihrem Vortrag an der Reihe.

Wir kennen sie alle: die Mülltrennung. In deutschen Haushalten ist sie fest verankert und so ziert die Papiertonne, der gelbe Sack bzw. die gelbe Tonne, die Restmülltonne und ggf. die Biomülltonne oder der Kompost doch unser jeden Haushalt. Doch wie viel ist wirklich an dem „Recyclingversprechen“ und den guten Quoten, die Deutschland in Sachen Wiederverwertung zu erfüllen scheint, dran? Dieser Frage wollten unsere beiden Füxe auf den Grund gehen.

Mit einem Quiz, in der die Corona einige Müllarten der richtigen Tonne zuordnen sollte, wurden wir für das Thema der heutigen Präsentation sensibilisiert, bevor Coffeina und Birdie uns eine Definition von „Recycling“ sowie wichtige Begriffe im Zusammenhang mit Recycling vorstellten. Aufgelockert wurde der Vortrag durch eine kleine Schätzfrage über die Menge des Müllverbrauchs in Deutschland. 

Anschließend folgte eine Einführung in politische Strategien und Recyclingmaßnahmen in Deutschland. Die Mülltrennung, Wertstoffhöfe und das eingeführte Pfandsystem sind uns Endverbrauchern als Maßnahmen, um die Wiederverwertbarkeit unseres Mülls zu steigern, wohl alle bekannt. Doch auch die Politik setzt mit einer Verpackungsverordnung sowie Vorschriften zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung vor allem in der Industrie Anforderungen an Recycling in Deutschland. Dies zeichnet sich in guten Recyclingquoten aus.

Doch wie “echt“ sind diese offiziellen Quoten? Wird unser Müll tatsächlich so gut recycelt? Tatsächlich lässt sich Aluminium (Recyclingquote von 94% in 2019) nur sehr schwer hochwertig recyceln. Dies reicht beispielsweise nicht aus, um aus unseren alten Getränkedosen auch neue Getränkedosen oder anderweitige Lebensmittelfolien herzustellen. Und auch unser Verpackungsmüll wird fast genauso häufig verbrannt wie recycelt und kann ebenfalls kaum für neue Verpackungsmaterialien verwendet werden. 

Problematisch ist auch, dass die Müllverwertung ein sehr lukratives Geschäft ist und hoch subventioniert wird. Um möglichst viel Gewinn aus unserem Verpackungsmüll zu erzielen, wird dieser daher oftmals ins Ausland verkauft. Im Jahr 2022 hat Deutschland ca. 734.000 Tonnen Plastikabfälle im Wert von 375 Mio. Euro ins Ausland exportiert. Häufig landet der Müll dann auf Deponien oder im Meer. Dies hat enorme Auswirkungen für Mensch und Natur: Tiere verwechseln den Müll mit Nahrung, Menschen leben auf oder an Mülldeponien, durch Verbrennung des Mülls entstehen giftige Abgase und Tiere im Meer verenden, weil sie sich in Müll verheddern.

Da stellt sich die Frage, ob Mülltrennung überhaupt sinnvoll ist, wenn sowieso nicht alles recycelt wird. Dafür gibt es mehrere Gründe. Ungetrennter Müll wird sehr häufig auf Deponien gelagert. Der Müll dort sondert viele Schadstoffe ab, welche in Boden oder in die Luft gelangen und dort nachhaltig Schaden anrichten. Außerdem benötigt die Herstellung von Produkten aus Recyclingmaterial weniger Energie als die Neuproduktion. Altglas zum Beispiel schmilzt bei deutlich geringeren Temperaturen als Quarzsand und kann unendlich oft eingeschmolzen und wiederverwendet werden, Papierrecycling braucht nur etwa halb so viel Energie wie die Neuproduktion aus Holz. Ein weiterer Grund ist die Endlichkeit unserer natürlichen Ressourcen. Dank Recycling müssen weniger Rohstoffe abgebaut werden. Dadurch müssen weniger Wälder gerodet, Erze abgebaut oder Rohöl gefordert werden. Davon profitiert oft auch die lokale Bevölkerung, da diese häufig um Wasser und saubere Flächen mit den Abbauunternehmungen konkurrieren.

Was macht also Politik und Wirtschaft tun, um die Recyclingquote zu verbessern? Die Politik muss mehr Anreize für Recycling schaffen und die Industrie mehr in die Verantwortung ziehen. Auf EU-Ebene wurde die Berechnung der Recyclingquote angepasst. Inzwischen wird nicht mehr berücksichtigt, wieviel Müll in die Recyclinganlage eingeführt wird, sondern wieviel am Ende tatsächlich recycelt wird. Außerdem werden die Mitgliedsbeiträge der EU-Statten seit 2021 u.a. nach dem Anteil des nichtrecycelten Kunststoffabfalls berechnet.

In der Industrie sollen mehr recyclingfreundliche Produkte hergestellt werden. Dies kann beispielsweise durch einheitliche Kunststoffsorten erzielt werden oder durch helle oder farblose Kunststoffe. Je einfacher eine Verpackung recycelt werden kann, desto weniger fällt der Beitrag des Herstellers für die Entsorgung an.

Aber auch wir als Endverbrauchende können unseren Beitrag leisten. Dabei ist das Wichtigste unseren Müll richtig zu trennen (z.B. Verpackungen in ihre Einzelteile zerlegen) und vor allem Müll zu vermeiden. Dadurch kann man schon mit wenig Aufwand viel erreichen: Einkaufen mit Stofftaschen, Obst und Gemüse lose kaufen, Reparieren statt neu kaufen, von Plastik auf Glas umsteigen oder einfach Mehrwegflaschen statt Einwegflaschen kaufen.

Der gelungene Vortrag von BB Birdie und BB Coffeina regte zum Nachdenken an und sorgt definitiv dafür, dass wir uns künftig einmal mehr überlegen in welchen Müll etwas kommt oder ob man den Müll beim Einkauf nicht minimieren kann.

Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit konnte leider keine Diskussion im Anschluss an den Vortrag stattfinden und wurde mit einer kurzen Feedbackrunde abgeschlossen.

Wir freuen uns sehr BB Birdie und BB Coffeina als neue Burschen im Burschensalon begrüßen zu dürfen!

— Autoren: BbBb Flip und Fleur